Erfahrungen mit größeren Gruppen und parallelen Spielrunden


Häufig suchen Rollenspieler ja noch Mitspieler für ihre Spielrunde, aber was macht man eigentlich, wenn es mal zu viele Spieler sind?

Ein Beitrag von Gastautor Bernd Jäger in der Reihe „Kellergeflüster“.

Die meisten Spielrunden, die ich kennengelernt habe, sind nicht größer als sechs Personen, häufig sind es auch nur drei oder vier. Als Spielleiter sind mir vier Spieler am liebsten und ab sechs Spielern finde ich es dann zunehmend schwierig, den Überblick zu behalten und ein für alle als flott empfundenes Spiel zu erreichen.

An Geburtstagen, Silvesterparties oder ähnlichen Situationen sind aber manchmal deutlich mehr Personen anwesend und da unser Freundeskreis ziemlich viele Rollenspieler umfasst, haben wir uns dann schon auch einer etwas komplexeren Planung zugewandt – dem parallelen, aber koordinierten Spiel mit mehreren Gruppen.

Machen wir ein Beispiel für einen Geburtstag – das Spiel dreht sich um die Figur des Geburtstagskindes in unsere aktuellen Kampagne (Star Wars). Es finden drei Runden parallel statt, und nach einer Essenspause dann wieder drei weitere Gruppen parallel. Da wir genug Spielleiter haben, durften diese jeweils einmal leiten und einmal spielen, das Geburtstagskind durfte natürlich „nur“ spielen. Insgesamt waren wir 14 Personen.

Es gab einen großen Plot – die ersten drei Spiele finden im Spieluniversum gleichzeitig an verschiedenen Orten statt und enden alle an einem gemeinsamen Zielpunkt. Von dort aus wird dann in neuer Zusammensetzung nach einer Essenspause mit anderen Spielleiter und Spielrunden der zweite Teil gestartet. Das interessante daran ist, dass die neu zusammengestellten Gruppen sich aus der ersten Runde etwas zu erzählen haben. Das macht das Spielerlebnis spannender, da sich das Gefühl einstellt, dass die Spielwelt auch außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts „lebt“.

Für die Vorbereitung ist es eine besondere Herausforderung, eine Rahmengeschichte zu haben, die ein solches Vorgehen gut unterstützt. Wir haben diesen Aufwand bisher deshalb wohl nur für Geburtstage durchgeführt  – und die Vorbereitung und Durchführung ist dann auch ein Teil des Geschenks gewesen. Wenn der Rahmenplot bekannt ist, können die einzelnen Spielleiter für ihre Gruppe die Ausarbeitung weitgehend eigenständig durchführen. Es sollte aber ein Spielleiter für die Gesamtkoordination zur Verfügung stehen. Die Aufgabe ist dann für den einzelnen Spielleiter, von einer Startsituation aus, die Gruppe in z.B. drei Stunden zum gemeinsamen Zielort zu begleiten.

Wenn es möglich ist, können kleine Gimicks eingebaut werden, wie zum Beispiel, dass ein Ereignis in einer Spielrunde in einer anderen Spielrunde wahrgenommen werden kann. Wenn die Aufgabe einer Gruppe unter anderem die Deaktivierung der Energieversorgung ist, können bei der zweiten Gruppe dann irgendwann die Kommunikationssysteme vollständig ausfallen. Wenn es gut läuft wird in der zweiten Spielsession nach dem Essen die Geschichte in den neu zusammengestellten Gruppen erzählt und verbindet sich dann zu einem gemeinsamen Aha-Effekt – ach, ihr ward das!

Dann benötigt man natürlich neben mehreren Spielleitern, die dies vorbereiten auch einen Spielort, der mehrere Runden räumlich getrennt unterstützt.

Mir persönlich macht es Spaß, diese etwas anspruchsvolleren Situationen zu planen und zu sehen, wie sich das Spiel dann entwickelt. Oder um es nach dem legendären A-Team zu sagen – Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!